Der farbige Schwarz-Weiß-Druck
Vor einigen Jahren hatte ich die Gelegenheit, einen Farb-Laserdrucker eines namhaften großen Herstellers zu erhalten, ohne genauer auf Qualitätsmerkmale oder Testergebnisse zu achten. Vorher hatte ich einen Monochrom-Laserdrucker. Die Treiberinstallation lief automatisch. Dass es sich gerechnet hätte, hier mehr Zeit zu investieren, wusste ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht.
Problembeschreibung
Nach einigen Jahren des Benutzens stellte ich fest, dass die Farbpatronen alle mittlerweile bei einem “niedrigen Füllstand” angekommen sind und sich die Hinweise häufen, doch neue Patronen zu bestellen.
Doch wie konnte das sein, da ich kaum farbige Seiten drucke? Die neue schwarze Patrone hält dagegen schon erstaunlich lang.
Nunmehr kenne ich die Ursache, doch darauf bin ich nur zufällig gestoßen.
Ich wollte in einem bekannten Text-Verarbeitungsprogramm eine Seite ausdrucken, anbei ein Ausschnitt. In diesem Ausschnitt befinden sich farbige abstrakte Formen. Hier habe ich bereits im unteren Bereich einen kleinen Strich in einem dunkleren Blau eingefügt; wozu der benötigt wird, zeigt sich später:
Ich habe bei meinen Druckereinstellungen “in schwarz/weiß drucken” eingestellt, in der Annahme, dass farbige Bereiche unter Einsatz der schwarzen Patrone gedruckt werden. Das Ergebnis sieht auf den ersten Blick so aus, wie gewünscht, sparsam, ohne Farbe:
Tatsächlich? Weit gefehlt. Denn bei genauerem Hinsehen offenbart sich auf der linken Seite ein feiner blauer, auf der rechten Seite ein entsprechender roter Übergangsbereich. Für die Erstellung dieser Dokumentation habe ich mit meinem Scanner den unteren Bereich des ausgedruckten Blattes mit einer Auflösung von 2.400 dpi eingescannt, dort, wo sich der Strich befindet; mein Verdacht hatte sich bestätigt:
Sehr gut ist zu erkennen, dass die grauen Flächen komplett unter Verwendung der Farbpatronen erstellt wurden, man beachte hierzu die farbigen Dots in Mangenta und Cyan. Sogar die Farbe Gelb wurde vereinzelt verwendet, es sind einzelne “Farbtupfer” erkennbar. Auffällig dabei ist, dass der blaue Strich wie erwartet nur in schwarz mit ausgelassenen Stellen gedruckt wurde, was ihn korrekt als dunkles Grau erscheinen lässt.
Wenn ein auf Software-Basis erstelltes Bildschirmfoto (Screenshot) desselben Ausschnitts in “schwarz-weiß” gedruckt wird, ergibt sich folgendes Bild:
Und tatsächlich wird jetzt auch der Strich unter Verwendung der Farben Cyan und Mangenta “gemischt”. Bei genauerem Hinsehen sind jetzt auch noch gelbe Farbtupfer außerhalb der Flächen erkennbar, hier eine farblich modifizierte Version des oben stehenden Bildes, auf dem die gelben Punkte erkennbar sind (je nach Einstellung des Monitors nicht bzw. nur schwierig erkennen):
Sogar die Druckertestseite wird in diesem Schwarz-Weiß-Farbmodus ausgegeben und graue Stellen unter Verwendung von Farbe ausgegeben; zudem wird die richtige Installation der Treiber bestätigt:
Ursache
Vermutlich liegt es an einem Konflikt zwischen verschiedenen Treibern, wovon aber dem User nichts bekannt ist, denn die Druckertestseite bestätigt ja die richtige Installation der Treiber. Test auf anderen Systemen haben ergeben, dass dort mehr Funktionen im Druckdialog verfügbar sind, insbesondere die Einstellung “Neutrale Graustufen: Nur Schwarz / 4farbig”. Diese Einstellung finde ich jedoch nicht auf dem System, mit dem es mir möglich ist, bei einfachen “schwarzweiß”-Drucken die Farbpatronen zu verwenden, obwohl ich die Drucker-App installiert habe.
Lösung
Nach einer Deinstallation der zugehörigen Drucker-App sowie Entfernung des Geräts habe ich den aktuellen Treiber von der Herstellerseite installiert. Dies erfolgte klassisch über die Einbindung eines Netzwerkdruckers mit Angabe der IP-Adresse. Dabei wurde darauf geachtet, dass keine Automatismen die Installation beeinträchtigen. Es werden nunmehr alle Funktionen angezeigt und die “farbigen” Schwarz-Weiß-Drucke haben ein Ende:
Die Seiten können jetzt als “pure” Schwarz-Weiß-Drucke ausgegeben werden:
Fazit
- Schwarz-Weiß-Drucke können auch mit der Verwendung der Farbpatronen entstehen. Hier rechnet es sich, mal genauer hinzusehen.
- Gut, dass mein Drucker eine minimale Abweichung bei der Farbkalibrierung / Farbüberdeckung aufgewiesen hat, sonst hätte ich das nicht entdeckt, beziehungsweise ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, da mal genauer hinzuschauen.
- Gut ist auch, dass der besagte Drucker zwar Hinweise gibt, dass die Patronen bereits fast leer sind, ich jedoch trotzdem noch weiter drucken kann. Die Anzeigen für die Farbpatronen sind mittlerweile bis auf Schwarz bei einem Füllstand von “?” (es wird ein Fragezeichen angezeigt), also fast leer bzw. unbekannt. Ich kenne Drucker, die dann einfach den Dienst verweigern und erst eine neue Patrone fordern.
- Ungünstig ist, dass Farbe bei “Schwarz-Weiß”-Drucken verwendet wird. Es werden also für den User unscheinbar und nicht auf den ersten Blick erkennbar, alle Patronen nach und nach aufgebraucht. Dies weiß der User jedoch nicht, da er ja “schwarzweiß” angegeben hat. Es handelt sich zudem dabei nicht um einen technisch zwingend erforderlichen Farbverbrauch, wie dies beispielsweise bei Startsequenzen oder Zwischenreinigungen bei Tintenstrahldruckern der Fall ist, damit das Druckbild qualitativ hochwertig ist.
- Ungünstig ist zusätzlich, dass die Druckertestseite die richtige Installation des Treibers bestätigt. Es wird keine “Optimierungsmöglichkeit” oder sonstige Hinweise angezeigt.
- Wirklich bemerkenswert habe ich dabei gefunden, dass im zweiten Bild der Strich, wenn die Seite aus dem Textverarbeitungsprogramm gedruckt wird, nur mit Schwarz gedruckt wird. Anscheinend gibt es eine Verbindung zwischen druckender Quelle (Textverarbeitungsprogramm oder Bildbearbeitungsprogramm) und dem Druckertreiber bzw. dem Drucker. Diese habe ich jedoch noch nicht identifizieren können.
- Drucker-Apps sind mit Vorsicht zu genießen, diese können mitunter in die Treiber-Installation eingreifen. Investieren Sie lieber etwas mehr Zeit in die Treiberinstallation und bei der Konfiguration der Standard-Werte und überprüfen Sie das Ergebnis mit ein paar Testdrucken genau. Wenn Sie keinen Scanner haben, verwenden Sie eine Leselupe oder umgedrehtes Fernglas.