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Datensicherung und HDD-Tausch bei einem Festplattenrekorder

Diese Dokumentation beschreibt meine Vorgehensweise beim Tausch der HDD eines DVD-Festplattenrekorders nach fast 15 Jahren Betrieb (Baujahr 2007).

WICHTIGE HINWEISE!

  • Alle Arbeiten an elektrischen Geräten IMMER in stromlosen Zustand bei gezogenem Stromstecker durchführen! Auch auf elektrisch gespeicherte Energie achten, wie diese beispielsweise bei aufgeladenen Kondensatoren oder Netzteilen etc. vorkommen kann.
  • Verwenden Sie, wenn möglich, einen Trenntransformator.
  • Bei der Handhabung von empfindlichen elektronischen Bauteilen wie Festplatten ist es zwingend erforderlich, ein Erdungsarmband (auch Antistatikband genannt) zu benutzen, da aufgrund möglicher statischer Entladungen es zu Datenverlust und Komponentenschädigung kommen kann.
  • In dieser Dokumentation finden Computer-Programme Anwendung (insb. DD), deren unüberlegte Ausführung schwerwiegenden Datenverlust zur Folge haben können. Bei den Arbeiten mit speziellen Programmen ist daher höchste Konzentration erforderlich! Es muss genau überlegt werden, was getan wird, sonst gehen Daten unwiederbringlich verloren! Es gibt bei diesen hocheffizienten und professionellen Programmen oftmals keine Rückfragen oder sonstige bekannte Sicherheitsmechanismen, die fehlerhafte Entscheidungen des Anwenders auffangen oder Aktionen rückgängig machen können.
  • Bedienungsanleitungen und Service-Manuals sind für derartige Tätigkeiten Pflichtlektüre.

Sicherung des Images

Da die Festplatte (HDD) meines Festplattenrekorders bereits in die Jahre gekommen ist und ich die Filme sicherheitshalber als ganzes Roh-Image sichern wollte, kam ich auf die Idee, die HDD auszubauen und mittels DD (ein Dinosaurier unter den Linux-Dienstprogrammen) zu kopieren und die Filme aus dem Image auszulesen.

Nach der Extraktion der in dem Image befindlichen Filme als Video-Dateien habe ich das Image gelöscht, da ich zuerst annahm, dass ich es nicht mehr benötigen würde (was falsch war, was sich später noch herausstellen wird).

Nach dem Wiedereinbau der HDD und anschließender Inbetriebnahme zeigte der Rekorder im Display nach einem sehr langen Bootvorgang einen Fehler an. Hatte es beim Erstellen des Images einen Fehler gegeben (siehe hierzu Hinweise im gelben Kasten)? Ich war mir jedoch sicher, alles richtig gemacht zu haben. Aber man kann ja nie wissen! Kurz darauf machten sich rhythmische, klackernde Geräusche aus Richtung der HDD bemerkbar. Na bravo, das klingt nicht gut…

Plötzlich fuhr der DVD-Tray auf. Sinn und Zweck dieser Aktion konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erklären und führte das auf einen Fehler zurück, der wahrscheinlich mit einer anderen Ursache zusammenhängt. Hierzu jedoch später mehr.

Ich habe daraufhin die HDD wieder ausgebaut und versucht, diese behutsam in unterschiedlichen Stellungen wieder lauffähig zu bekommen, um weitere Analysen durchzuführen zu können. Es war jedoch nicht möglich, den Fehler durch eine Umlagerung vorrübergehend umgehen zu können und akzeptierte diesen Umstand, da ich ja bereits die Daten sichern konnte. Ich habe die HDD beschriftet und beiseite gelegt.

Dokumentation des Tauschs der HDD

Ich entschloss mich, die HDD zu ersetzen und ersteigerte ein exakt gleiches Modell der HDD gebraucht im Internet (ca. 12 EUR). Anschließend habe ich sie in den Rekorder eingebaut.

Nach einem sehr langen Bootvorgang zeigte sich wieder die gleiche Fehlermeldung im Display und der DVD-Tray öffnete sich wieder. In der Artikelbeschreibung stand jedoch, dass die HDD einwandfrei funktioniere. Daraufhin habe ich HDD wieder ausgebaut, die Funktionalität der Platte überprüft und für gut befunden.

Was konnte es also sein? Ein tiefergehender elektronischer Fehler im System? Die Festplatte funktionierte jedenfalls und das klackernde Geräusch war nicht zu hören, wo lag also das Problem?

Für solche Vorfälle muss im Allgemeinen das Service-Manual genauer studiert werden. Laut Service-Manual sollte in diesem Fall eine sog. „Firmware-CD“ eingelegt werden. Die Firmware würde dann das Betriebssystem auf die HDD aufspielen. Dass sich auf der HDD auch noch das Betriebssystem befand, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich konnte aber nicht mehr auf dieses Image zurückgreifen, da ich es bereits gelöscht hatte.

Daher versuchte ich, den Inhalt der Firmware-CD im Internet, insbesondere auf den Internetseiten des Herstellers, ausfindig zu machen. Für mein Modell war leider keine Firmware mehr vorhanden, diese wurde zumindest auf der Internetseite nicht (mehr) zur Verfügung gestellt. Daraufhin startete ich eine Anfrage beim Hersteller; ich wurde zu einem Service-Center weitergeleitet, welches mir jedoch ebenfalls keine Firmware-Datei zur Verfügung stellen konnte. Die Dateien für andere Rekorder sind durchschnittlich 1-5 MB groß.

Was tun? Das Teil einfach entsorgen, weil sich eine Reparatur kostentechnisch augenscheinlich nicht lohnen würde? Gebrauchte Rekorder dieses Typs gibt es für ca. 30-50 EUR zu haben, wobei ich nicht annehme, dass eine Reparatur so günstig wäre. Und die passenden Festplatten gibt es, wie bereits erwähnt, gebraucht um die 10-15 EUR, wenn man länger sucht.

Ich kam auf folgende Idee: Ich ersteigerte im Internet einen exakt baugleichen funktionierenden gebrauchten Festplatten-Rekorder, baute die Festplatte aus, kopierte das Image mittels DD und spielte das Image auf die gebrauchte HDD zurück.

Das Aufspielen des Images auf die 160GB-HDD dauerte ziemlich genau 4 Stunden und wies eine Geschwindigkeit von ca. 11,5 MB/s über USB 2.0 auf. Ich griff dabei auf einen älteren Festplatten-Adapter zurück. Während DD aktiv ist, wird kein Fortschritt angezeigt, man muss also Geduld haben. Nach Abschluss des Kopiervorgangs meldet sich DD mit einer kurzen Zusammenfassung.

Als nächstes erfolgte der Wiedereinbau der HDD in den Rekorder und der Verschluss des Gehäuses.

Dann der Moment der Inbetriebnahme: der Rekorder funktionierte tatsächlich wieder einwandfrei. Ich hab’s selbst kaum glauben können.

Fazit

  • Eine Reparatur / Tausch der HDD eines DVD-Festplattenrekorders funktioniert (zumindest in diesem Fall) sogar mit einfachen Mitteln im heimischen Hobbykeller.
  • Dass die alte HDD, von der ich noch erfolgreich das Image sichern konnte, plötzlich einen Fehler aufwies und klackernde Geräusche von sich gegeben hat, ist ein äußerst unwahrscheinlicher Zufall, fast schon surreal. Die HDD ging also exakt nach der Beendigung des Kopiervorgangs über den Jordan.
  • Dass das wenige MB große Betriebssystem auf der HDD installiert ist, ist für mich nur so zu erklären, dass wertvoller Chip-Speicherplatz aus Kostengründen nicht vorgesehen wurde, da die Festplattenrekorder damals sowieso schon ziemlich hochpreisig waren.
  • Teilweise sind „spezielle“ HDDs, die Verwendung in diesen Rekordern finden, gebraucht teilweise ziemlich teuer (bis zu 100 EUR für eine 80 GB-HDD, Stand Februar 2022); ich führe das darauf zurück, dass die HDDs teilweise in professionellen Drucksystemen oder dergleichen zur Anwendung kommen. Da diese eine lange Lebendauer aufweisen, die HDDs jedoch in diesen Geräten oftmals „Dauerläufer“ sind, versagen diese nach bestimmter Zeit. Meines Erachtens ist das eine der wenigen wirklichen Schwachstellen in diesem Profi-Segment. Hinzu kommt, dass Unterschiede bei den Stromaufnahmen der Speichermedien Probleme verursachen können (siehe auch nächster Punkt).
  • Eine fast baugleiche Festplatte des gleichen Herstellers hat der Rekorder nicht angenommen. Die Leistungsaufnahmen im 12V- und 5V-Bereich unterschieden sich etwas, was anscheinend ausgereicht hatte, dass die fast baugleiche HDD keinen Spin-Up durchführen konnte.
  • Übrigens: Nach ein paar Jahren Betrieb (um 2010) zeigte sich bereits eine Schwäche im Bereich des Netzteils, bei dem mindestens ein Kondensator getauscht werden musste.